Ostern

Der Palmsonntag erinnert an den feierlichen Einzug Christi in Jerusalem am Sonntag vor seinem Leiden und Sterben. Auf einer Eselin reitend zog der Herr unter dem Jubel des Volkes, das ihn mit Palmzweigen festlich begrüßte, in die Stadt Jerusalem ein. Dieser feierliche Einzug wurde später von der Kirche durch Gedächtnisprozessionen lebendig erhalten. Wo Palmen fehlen – wie bei uns – treten an ihre Stelle Ästchen verschiedener Bäume und Sträucher: Weidenkätzchen (Palmkätzchen), Buchsbaum, Wacholder, Eibe, Haselstauden, Immergrün, Stechpalmen usw.
Die Palmbuschen haben Gegendweise die mannigfaltigsten Formen und Größen. In städtischen Siedlungen bevorzugt man kleine, einfache Sträußchen, hauptsächlich aus Weidenkätzchen und Buchsbaum bestehend. Sie werden nach der Weihe das ganze Jahr hindurch im Herrgottswinkel verwahrt oder zieren ein Heiligenbild. 

In manchen Gegenden unseres Landes, zum Beispiel im Ennstal, schmücken die Buben ihre an Stecken gebundenen und oft recht gewichtigen „Palmbesen“ mit bunten Kunstblumen, Hobelspänen usw. Im Innern eines solchen „Besens“ steckt manchmal ein mit Hanfkörnern gefülltes Säckchen.
In der Weststeiermark, besonders im Sulmtal, sind die Palmen oft mehrere Meter hoch, sind also richtige „Palmstangen“, die deshalb in Abständen mit Weidenringen zusammengebunden sind. Für jeden „Ring“ muss die bäuerliche Hausmutter dem Palmträger ein rotes Ei schenken. Je höher bzw. je länger der Palm ist, desto
mehr Ringe brauchte man zum Zusammenbinden und desto mehr Eier gibt es auch. Die Sulmtaler Buben wetteifern daher auch im Binden recht langer Palmen.

Allgemein verbreitet ist der Glaube, dass die Zweige und Kätzchen des Palmbuschens heilbringende Wirkungen in Krankheitsfällen bei Menschen und Tieren ausüben und zugleich auch ein Schutzmittel gegen Wetterschäden – Hagel und Blitz – sind. Viele Bauern verwahren Teile des Palms gern in Dachböden als Feuerschutz und stecken auch kleine Kreuzchen, aus Palmzweigen gebildet, in Äcker und Felder als Wetterschutz. 
Das Wetter am Palmsonntag soll schön sein, denn wenn es regnet, so wird auch der Getreideschnitt verregnet.

Die ersten drei Tage der Karwoche sind noch richtige Arbeitstage, denn alles in Haus, Hof und Stall muss blitzblank geputzt werden.
Die nächsten drei Tage – GründonnerstagKarfreitag und Karsamstag – sind schon halbe Feiertage, an denen jede schwere Arbeit unterbleiben soll.

Am Gründonnerstag verstummen beim Gloria der Messe die Glocken – \“sie fliegen nach Rom. 
Der Name Gründonnerstag hat mit der Farbe „grün“ nichts zu tun, sondern kommt vom mittelhochdeutschen „grunen“ = weinen. 
Am Karsamstagnachmittag kehren die Glocken wieder zurück. Die Zwischenzeit, während welcher 
sie schweigen, ist für die „Ratschenbuben“ höchste Glückseligkeit. Mit ihren hölzernen Klappern verschiedenster Bauart ziehen sie von Haus zu Haus. Als Belohnung erhalten sie Eier oder Geselchtes, manchmal auch Geld. 
Am Gründonnerstag wird in der Kirche das \“Heilige Grab\“ gerichtet und mit beleuchteten buntfärbigen Glaskugeln geschmückt. 

Am Karfreitag wird allgemein das Heilige Grab besucht; dieser Tag ist auch der strengste Fasttag des ganzen Jahres. 

Am Karsamstag ist Wasser- und Feuerweihe. Zeitlich früh entzündet der Mesner vor der Kirche ein Feuer, das der Priester dann segnet (Feuersegen). Kaum ist dies geschehen, so beeilen sich die Buben, ihre in durchlöcherten Töpfen mitgebrachten Baumschwämme am geweihten Feuer zu entzünden, um dann dieses „heilige Feuer“ in die Häuser zu tragen, wobei sie ihre Töpfe mit der Glut wie Rauchfässer schwingen. Häufig wird auch ein angekohlter Span in den Acker gesteckt als Schutz vor Hagelschlag; ein zweiter Span wird unter dem Dachfirst verwahrt, um Blitzschläge abzuwehren, und ein dritter wird am Bachrand vergraben, um Hochwasser und Muren abzuwenden. 
Auch das geweihte Osterwasser schützt das Vieh vor allerlei Krankheiten, weshalb es mit diesem Wasser gehörig besprengt wird.

Am Karsamstag gegen Mittag oder am Nachmittag wandern die Mädchen und Frauen zu bestimmten Kapellen oder Wegkreuzen, stellen dort die Körbe mit den verborgenen Köstlichkeiten (saftige Osterschinken, Rauchfleisch, bunte Ostereier, weißes Osterbrot, Butterstriezel, geformt als Osterlämmer,..) zu Boden und warten auf den Priester, der dann die Speisen segnet. Hernach wird gruppenweise fröhlich nach Hause marschiert, wo die Hausfrau feierlich die „Enthüllung“ vornimmt. 
Die Ostereier sind häufig mit schönen Zeichnungen und sinnigen Sprüchlein verziert; sie sind ja die wichtigsten Kennzeichen der österlichen Zeit und zugleich auch Sinnbilder des neu erwachenden Lebens nach winterlicher Notzeit. Die vierzigtägige Fastenzeit ist glücklich überstanden, und nach der Auferstehungsfeierlichkeit eilen die Leute frohgestimmt nach Hause, wo in der guten Stube der Tisch schon festlich gedeckt ist und ein ausgiebiges Schmausen beginnen kann.

Unser Landvolk kennt zweierlei Ostereier: die Antlaßeier und die gewöhnlichen Ostereier
Antlaßeier sind jene Eier, die von den Hennen am Gründonnerstag und am Karfreitag gelegt werden; sie gelten als besonders segenbringend, bleiben angeblich das ganze Jahr frisch, fördern die Fruchtbarkeit und schützen vor Krankheiten und Blitzschlag. Die gewöhnlichen Ostereier sind stets gefärbt, hauptsächlich rot; häufig werden sie dann noch mit allerlei Zeichnungen oder sinnigen Sprüchlein verziert, die durch Herausätzen mittels einer in Scheidewasser getauchten Nadel oder Schreibfeder erzeugt werden. Diese oft prächtig verzierten Eier sind beliebte Liebesgaben, mit denen einander Burschen und Mädchen gerne beschenken. 
Auch die Kinder bekommen Ostereier, nur versteckt man sie ihnen gern im Garten oder Hof, wo sie dann am Sonntagmorgen eifrig suchen können. Diese Eier hat freilich der Osterhase, das Sinnbild der Fruchtbarkeit, in der Nacht gebracht. Die Eier verwenden die Kinder zu allerlei Spielen, wie Eierscheiben, Eierpecken u. a.